Ich werde immer wieder einmal gefragt, wo denn Engelwurz wächst und wo man die Pflanze in der Natur sehen könnte. Vor kurzem sagte mir eine Kursteilnehmerin, dass sie die Engelwurz schon seit Jahren vergeblich suche.
Zur Beantwortung dieser Frage braucht es zuerst eine botanische Klärung: Die hauptsächlich als Arzneipflanze verwendete Echte Engelwurz ist Angelika archangelica (eigentlich Erzengelwurz). Bei uns in der Schweiz kommt die Pflanze in der Natur nicht, daher kann man sie lange suchen….Zu sehen ist sie nur in botanischen Gärten.
Angelica archangelica (Foto)
ist in Nordeuropa, Osteuropa, Sibirien, Himalaya und Nordamerika verbreitet.
Sie enthält ätherisches Öl und Bitterstoffe und ist eine alte traditionelle Heilpflanze, die vor allem im Mittelalter höchste Wertschätzung genoss. Unter anderem galt sie als Pestheilmittel.
„Verwendung findet vor allem die Wurzel (als Droge Angelicae radix), die Bitterstoffe und ätherische Öle enthält, also zu den Amara-Drogen gehört. Alkoholische Auszüge oder Tees werden gegen Appetitlosigkeit, leichte Magen- und Darmkrämpfe, Völlegefühl und Blähungen eingesetzt. Engelwurz wirkt karminativ, antimikrobiell und regt die Magensaft- und Bauchspeicheldrüsen-Sekretion an.
In der Volksmedizin wird das ätherische Öl (als Droge Angelicae aetheroleum) aus den Wurzeln innerlich gegen Schlaflosigkeit und äußerlich gegen Rheuma und Neuralgien angewendet. In größeren Mengen ist das ätherische Öl toxisch.
Das Öl aus Wurzeln und Samen ist Bestandteil von Kräuterlikören und Bitterschnäpsen, wie Boonekamp, Bénédictine und Chartreuse. Kandierte Stängel werden als Süßigkeit und als Verzierung für Backwaren angeboten. Engelwurz ist auch Bestandteil des Schneeberger Schnupftabaks.
Mit den Früchten werden Wermutwein, Gin und Chartreuse aromatisiert.“
(Quelle: Wikipedia)
Einheimisch ist bei uns die Wilde Engelwurz ( = Brustwurz, Wald-Engelwurz), Angelica sylvestris. Foto auf Wikipedia
Sie kommt gerne an Waldrändern und Bachufern vor und eignet sich auch gut für Wildpflanzengärten.
Wie andere Doldenblütler auch, ist der Wald-Engelwurz eine beliebte Nahrungsquelle für Honigbienen, Wildbienen (u. a. Sandbienen, Furchenbienen, Maskenbienen), Schwebfliegen. Die Blüten werden auch von vielen Käferarten als Pollenquelle genutzt (oft zu sehen: Purzelkäfer, Pinselkäfer, Bienenwolf, div. Bockkäferarten). Im Winter dient der Stängel vielen Insektenarten als Überwinterungsort.
Aus den Wald-Engelwurzfrüchten wurde früher ein Pulver gegen Läuse hergestellt. Die jungen Blätter wurden als Gemüse genutzt. Der Name „Brustwurz“ deutet auf eine Verwendung bei „Brustkrankheiten“ hin (gemeint wohl Husten, Bronchitis etc.).
Wald-Engelwurz kann man auf meinen Kräuterwanderungen eher in den Bergregionen antreffen und eher im Sommer als im Frühling. Die Kursdaten finden Sie hier.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch